Im Jänner 1966 schrieb der österreichische
Botschafter in Tokio, Dr. Hartlmayer, dass sich das Schwesterstadtbündnis
zwischen Ohasama und Berndorf als das aktivste der 5 bestehenden Bündnisse
entwickelt hat und dass Bürgermeister Murata einen neuen Plan
der Botschaft vorgelegt hat: Eine Gruppe von 10 Mitgliedern der Bergsteigervereinigung
der Iwate-Präfektur möchte im Sommer 1966 eine Goodwill-Tour
in die österreichische Bergwelt unternehmen und nach Möglichkeit
einige Gipfel in den Alpen besteigen. Die Gemeinde Berndorf nahm Verbindung
mit den örtlichen Bergsteigervereinen auf, von denen sich die
örtlichen Sektionen des Alpenvereins und des Touristenklubs bereit
erklärt haben, diese Aktion zu unterstützen. Es wurde ein
Programm ausgearbeitet und mit einer Einladungsschrift nach Japan
geschickt. |
Noch etwas unsicher stehen die jap. Bergsteiger am
Bahnsteig! |
Reiseroute:
Nach einer abenteuerlichen Reise fast um die halbe Welt kamen die 10 japanischen Bergsteiger am 14. August 1966 in Wien an. Mit ihnen war Mieko Fujii und ein Reporter der Tageszeitung Iwate-Nippo, der größten Zeitung der Präfektur Iwate. Insgesamt waren die 10 Bergsteiger, Mieko Fujii und der Reporter 8 Tage unterwegs, bis sie am 14. August um 7:35 Uhr am Wiener Ostbahnhof aus dem Chopin-Express stiegen. Zuerst ging es von Yokohama in 52 Stunden mit dem Schiff nach Nachodka in Russland, weiter auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn nach Chabarowsk. 8 Stunden Flug bis Moskau und dann noch einmal 38 Stunden Bahnfahrt Moskau - Wien. Zum Empfang der Gäste aus Japan waren der Sekretär der japanischen Botschaft in Wien, Bürgermeister Steiner, Vertreter der Gemeinde Berndorf und eine Abordnung der alpinen Vereine Berndorfs gekommen. |
Am Bahnsteig Frl. Mieko Fujii |
Im
Bahnhofsrestaurant |
Da es im Chopin-Express keinen Speisewagen gab, wurden die Gäste zuerst im Bahnhofsrestaurant bewirtet und auch die ersten Begrüßungs- worte wurden gesprochen. Dann ging die Fahrt nach Berndorf. |
Festlicher Empfang im Gemeindeamt |
Festsitzung mit dem Gemeinderat |
Die Teilnehmer |
| Flagge der Gruppe Reiseroute (1. Fahrt): |
Bericht von Dr. Walter Rieck:
(Gemeindekurier Sondernummer 1967) Mitte August des Jahres 1966 kam eine Gruppe von 10 japanischen Bergsteigern aus der Provinz Iwate im Norden Nippons auf Einladung der Stadtgemeinde Berndorf und der örtlichen Sektionen des Österreichischen Alpenvereins sowie des Österreichischen Touristenklub nach Berndorf, der Schwesterstadt der japanischen Stadt Ohasama, um Grüße und Geschenke zu überbringen, vor allem aber um von hier aus im Laufe eines Monats mit Kameraden des ÖAV und des ÖTK Bergtouren in den österreichischen Alpen zu unternehmen. Hauptziel der Gäste war bei dieser Gelegenheit die Gletscherwelt kennenzulernen, die in ihrer Heimat fehlt. Von der Alpenvereinssektion fanden sich die Kameraden Günter Elmer und Karl Wöhrer bereit, von der Sektion Triestingtal des Touristenklubs war es Peter Brenner der sich gleich mir den Urlaub entsprechend wählen konnte um mit den Japanern bei den Touren als Führer und Berater zur Verfügung zu stehen. Auf der ersten Fahrt begleitete uns außerdem ein Journalist der Zeitung Iwate-Nippo, der aus Japan mitgekommen war, sowie Professor Kurosawa, ein in Wien lebender und aus Japan stammender Musiker, der uns als Dolmetsch gute Dienste leistete. Als unsere Gruppe am 17. August in zwei Kleinbussen, gelenkt von Günter und Peter, frühmorgens von Berndorf losfuhr, regnete es und das Wetter besserte sich auch nicht sonderlich auf der Fahrt über Hainfeld und Lilienfeld nach Mariazell, wo wir die Basilika besichtigten. Der Ötscher verbarg sich im Nebel und ebenso der Hochschwab, als wir über den Seeberg kamen. Über Kapfenberg, Bruck und Leoben erreichten wir zu Mittag Vordernberg, wo wir einkehrten und die ersten Katastrophenmeldungen aus Osttirol vernahmen. Auf der Weiterfahrt sahen unsere Gäste wohl ein Stück des Erzberges, im Gesäuse aber nicht einmal den Wandfuß der Planspitze. In Admont besuchten wir das Stift und erwogen angesichts der hochgehenden Enns dem Unwetter auszuweichen. In Liezen bogen wir deshalb von unserem Kurs zum Dachstein ab und quartierten uns in der Bosruck-Hütte ein, die wir über Spital am Pyhrn mit beiden Autos relativ leicht über eine Bergstraße erreichen konnten. |
Abfahrt vom Gasthaus Fürst, die letzten Sachen werden verstaut |
Voll bepackt geht die Fahrt los Mariazell |
Besichtigung der Verkaufsstände Im Gesäuse nur Nebel! |
Hochwasser auch im Ennstal Bei der Bosruck-Hütte |
Beim Mittagessen |
Mit Stäbchen essen will gelernt sein! Für die Kinder sind Japaner seltene Gäste! |
Aufbruch zum Phyrgas Der Regen wird immer stärker, also zurück |
Salzburg |
Auf der Festung |
Den Tag beschloss ein netter Hüttenabend an dem sich alle mit Gesangs- und Instrumentalvorträgen beteiligten. Am Vormittag des nächsten Tages fuhren wir über Salzburg, Reichenhall, Lofer, St. Johann und Wörgl nach Innsbruck weiter und quartierten uns dort im Technikerheim ein. Abends wohnten wir unter dem Goldenen Dachl einer ausgezeichneten Vorführung, veranstaltet vom Innsbrucker Fremdenverkehrs-verein bei, wobei sich unsere japanischen Gefährten an Schuhplattler und Jodler begeisterten. Als es dann am Sonntagmorgen wieder in Strömen regnete, beschlossen wir einhellig die Reise abzubrechen und auf kürzestem Weg über die Westautobahn nach Berndorf zurückzukehren, um eine Woche bis zur Beruhigung des Wettergeschehens abzuwarten. Durch diesen Entschluss war es uns möglich die restlichen zwei Wochen unseres Urlaubs aufzuschieben. |
Tsunenobu Ito versucht sich als Radfahrer |
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