18. Mai 2015:
Konzert japanischer Musiker im Stadtsaal Berndorf

 

Die Stadtgemeinde Berndorf veranstaltet gemeinsam mit der Japanischen Botschaft in Österreich ein Konzert mit japanischen Musikern, die mit traditionellen Instrumenten ihre Kunst bezeugen. Als Ehrengast war der japanische Botschafter in Österreich, s.E. Makoto TAKETOSHI mit seiner Gattin bei der Veranstaltung anwesend. Ebenso waren der Direktor des japanischen Informations- und Kulturzentrums in Wien, Herr Tsuyoshi Kawahara, sowie Frau Mag. Bettina Dakura, ebenfalls vom vom japanischen Informations- und Kulturzentrums in Wien. Herzlichen Dank an Beide, sie haben das Konzert ermöglicht! Weiters waren noch 2 Komponisten, Frau Kyoko Yamamoto und Herr Hirosama Aizawa anwesend. Auch die Direktorin des BG/BRG Berndorf, Frau Mag. Maria Reitgruber, sowie der Direktor der Musikschule Triestingtal, Herr Mag. Andreas Enne lauschten dem Konzert.

Einladung
Schautafel im Stadtsaal
Schautafel im Stadtsaal

 

Die Künstler:
Hiroshi Yonezawa

Hiroshi Yonezawa (Shakuhachi)
Studium der Shakuhachi (japanische Bambusflöte) bei Meister Kohachiro Miyata. Seit 1978 ist er Mitglied der Pro Musica Nipponia und trat mit zahlreichen Orchestern, wie dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra, dem Leipziger Gewandhaus Orchester und dem New York Philharmonic Orchestra auf. Bis dato gab er über 200 Konzerte im Ausland. Neben der Konzerttätigkeit arbeitet Hiroshi Yonezawa auch für Theater und Fernsehen, hält Vorträge und Workshops und unterrichtet. Seit 2001 tourt er gemeinsame mit Eriko Kumazawa und gab über 70 Konzerten in Europa und Mittelamerika. 2001 gründete er das Shakuhachi Trio „575“ und brachte bereits 6 CDs heraus. 2006 rief er gemeinsam mit Eriko Kumazawa das „YK Programm“ ins Leben. Hiroshi Yonezawa ist gegenwärtig Mitglied des Trios „575“, Repräsentant von Pro Musica Nipponia, Koordinator der Japan Foundation for Regional Art Activities und Berater der Traditional Japanese Music Group Shimane.

Masahiro Miyama

Masahiro Miyama (Tsugaru-Shamisen)
Ältester Sohn von Mitsumasa Miyama, dem Oberhaupt der Mitsumasa Schule für Tsugaru-Shamisen. Erster Konzertauftritt mit 5 Jahren. 1999 schloss er erfolgreich das Techniktraining beim NHK Seminar für traditionelle japanische Musik ab. Von 2000-2009 war er Mitglied des Ensembles „Shihi no kai“ für japanische Instrumente. Er unterrichtet die Jugendsektion der Japan Folk Music Association und widmet sich der Ausbildung junger Tsugaru-Shamisen Spieler. In einer Veröffentlichung dieser Vereinigung wurde er als Musterbeispiel eines traditionellen japanischen Musikers vorgestellt. Neben seiner Bühnentätigkeit arbeitet er Genre übergreifend für Rundfunk und Film sowie im Studio. Von 2008 bis 2015 war er regelmäßig zu Gast beim „Klangfrühling Burg Schlaining“, wo er gemeinsam mit europäischen Musikern auftrat. Als Solist gewann er mehrere Preise beim All Japan Tsugaru Shamisen Wettbewerb. Er unternimmt zahlreiche Konzertreisen, um dem Publikum die japanische Kultur näher zu bringen. So war er in den USA (Disney World, Florida, Hawai), in Singapur, Spanien, Australien (Konzert im Opernhaus Sidney), Brasilien, Griechenland (Odeon des Heriodes Atticus in Athen), Südkorea und Taiwan. Zurzeit ist er Lehrer sowie stellvertretender Leiter der Mitsumasa Schule für Tsugaru-Shamisen, Professor der Japan Folk Music Association und Leiter der Tsugaru-Shamisen Gruppe „The Right Band“ für junge Musiker.

Eriko Kumazawa

Eriko Kumazawa (Koto)
Studium der Koto (japanische Zither) bei Meisterin Tomoko Sunasaki und Abschluss des Techniktrainings beim NHK Seminar für traditionelle japanische Musik. 1981 feiert sie einen großen Erfolg bei der NHK Audition. Seit 1978 ist sie Mitglied von Pro Musica Nipponia. Als zentrales Mitglied der Vereinigung gab sie zahlreiche Konzerte im In- und Ausland. Aus Anlass des Festivals „Klangfrühling Burg Schlaining 2001“ ging Eriko Kumazawa auf Konzerttournee mit Hiroshi Yonezawa und gab seither über 70 gemeinsame Konzerte in Europa und Mittelamerika. 2006 rief sie gemeinsam mit Hiroshi Yonezawa das „YK Programm“ ins Leben, um im Rahmen von Koto Workshops Volks- und Mittelschülern eine Auseinandersetzung mit traditionellen japanischen Instrumenten zu ermöglichen. Eriko Kumazawa ist heute Mitglied von Pro Musica Nipponia, Beraterin der Traditional Japanese Music Group Shimane und Koto-Lehrerin der Iktua-Schule in der Zweigstelle Miyagi.

Begrüßung durch STR Ing. Helmut Wiltschko
Begrüßung durch Bürgermeister Hermann Kozlik
Ansprache des japanischen Botschafter, s.E. Makoto Taketoshi
Video: Ansprache des Botschafters

Die Musiker mit Dir. Tsuyoshi Kawahara und Frau Kyoko Yamamoto
Der Botschafter mit Frau
Etwa 100 Personen waren anwesend
Interessierte Zuhörer
Das Programm:

Yashamai
Komponist: Kaoru Wada
Shakuhachi: Hiroshi Yonezawa
Tsugaru-Shamisen: Masahiro Miyama
Koto: Eriko Kumazawa

„Yasha“ bezeichnet ursprünglich einen schrecklichen, ungestümen Naturgeist aus Indien. Nach der Übernahme in den Buddhismus wurde der Geist zum Bewacher der buddhistischen Lehre. Es gibt weibliche und männliche „Yasha“. Die weibliche Form gilt in Japan als Göttin der leichten Geburt und Beschützerin von Säuglingen. Kaoru Wada komponierte das Stück ohne Titel. Erst als sein Bruder das Werk hörte und feststellte „es klingt wie eine verrückt tanzende ‚Yasha‘“, erhielt es den Titel Yashamai.

Das Ensemble
Video: Yashami

Kataashi torii no eizo
Komponist: Toshinao Sato
Solo für Shakuhachi: Hiroshi Yonezawa

Toshinao Sato (1936-2002), der unter anderem als Vorsitzender der Japan Society for Contemporary Music tätig war, schrieb viele Auftragskompositionen für Pro Musica Nipponia und verfasste zahlreiche traditionelle Musikstücke für mehrere Instrumente. 1971 schrieb er im Auftrag von Kohachiro Miyata das Solostück für Shakuhachi Kataashi torii no eizo, das den Anfang einer ganzen Serie von Shakuhachi Stücken mit einem durchgehenden Thema bildete.

Hiroshi Yonezawa

Nishikigi ni yosete
Komponist: Katsutoshi Nagasawa
Solo für Koto: Eriko Kumazawa

Katsutoshi Nagasawa (1923-2008) war lange Jahre Vorstand und Ehrenpräsident der Pro Musica Nipponia, der auch die Musiker Yonezawa und Kumazawa angehören. Er besaß fundierte Kenntnis der traditionellen japanischen Musikinstrumente und komponierte zahlreiche Meisterwerke für Koto und Shakuhachi sowie für Shamisen und Biwa, die heute fix zum Repertoire traditioneller Musik in Japan gehören. Nishikigi ni yosete zählt zu den Meisterwerken für 20-saitige Koto.

Eriko Kumazawa

Tsugaru jonkara bushi (kyu-chu-shin)
Solo für Tsugaru-Shamisen: Masahiro Miyama

Tsugaru jonkara bushi ist das bekannteste Werk aus dem Repertoire der sogenannten Sandai-Lieder für Tsugaru-Shamisen. Ursprünglich wurde der Gesang durch ein Vorspiel mit Tsugaru-Shamisen eingeleitet und dabei wetteiferten die Interpreten untereinander mit ihren Improvisationskünsten. Die Tsugaru-Shamisen ist ein 3-saitiges Instrument, das aus dem Tsugaru-Gebiet in der Präfektur Aomori an der nördlichen Spitze der japanischen Hauptinsel stammt. Anfangs wurde es zur Begleitung von Volksliedern aus der Region verwendet. Heute ist die Tsugaru-Shamisen überwiegend ein Solo-Instrument. Zu den besonderen Eigenschaften des Instruments zählen die Improvisations- möglichkeiten, ihr Klang, der durch das Schlagen mit dem Plektron an die spannungsgeladene Spieltechnik eines Schlaginstruments erinnert, ebenso wie die emotionale Melodie.

Masahiro Miyama

 

Gong-Geng

Eigens für das Konzert wurde von Frau Kyoko Yamamoto das Lied Gong-Geng komponiert. Es war daher eine Welturaufführung!

 

Auf einer Reise durch das Tohoku Gebiet war ich von der großartigen Natur beeindruckt. Nach einem langen schweren Winter breiteten sich die kräftigen Bäume bis an den Horizont aus. Ihr würdevoller Anblick war einmalig und ich konnte etwas Göttliches spüren. Dieses Stück ist ein Symbol für den Kagura-Tanz, mit dem die Menschen der Natur ihre Ehrerbietung erweisen. Das Stück Gong-Geng besteht aus drei Teilen: Gong-Geng, Lied der kreisenden Sterne und Jonkara. 1. Teil Gong-Geng: 2009 wurde der Maskentanz Hayachine Kagura aus der Region Hanamaki in die Liste des immateriellen Kulturguts der UNESCO aufgenommen. Den Ursprung dieses Tanzes bildet eine Zeremonie, die zu Ehren der Zusammenkunft des Volkes mit der Gottheit des heiligen Bergs Hayachine abgehalten wurde. Den Abschluss des Kagura Tanzes bildet der „Gong-Geng-Tanz“. Die Gottheit nimmt Gestalt an und zeigt sich vor den Menschen. Sie befreit die Menschen von Unheil, betet für eine reiche Ernte, Gesundheit und Frieden und hört die Bitten der Menschen an. Gong-Geng beginnt mit dem hellen Klang von Glöckchen. Ihr Klang hat nicht nur starken reinigenden Charakter, sondern soll auch die Götter herbei rufen. 2. Teil Lied der kreisenden Sterne: Das Motiv bilden der Text und die Komposition Lied der kreisenden Sterne von Kenji Miyazawa, einem Dichter und Autor von Kinderbüchern aus Hanamaki.

Eriko Kumazawa und Masahiro Miyama

Miyazawas Dichtung basiert auf seiner Heimat Iwate. In seinen Werken existiert häufig eine fiktive Welt, der er in Anlehnung an Iwate den Namen „Ihatov“ gibt. Vielleicht symbolisiert „Ihatov“ auch die mystische Welt, an die die Menschen im Tohoku Gebiet seit jeher glauben. Das Lied der kreisenden Sterne stammt aus der Erzählung „Sternenzwillinge“, das von der abenteuerlichen Reise der Sternengeschwister Chunse und Pose erzählt. Im Märchen erzählen sie zum Klang der silbernen Flöte von einem Skorpion mit roten Augen und einem Adler mit gespreizten Flügeln. Man sagt Miyazawa habe dieses Stück geschrieben, indem er den Nachthimmel als Notenblatt betrachtete. Das Leuchten der Sterne ergab die Melodie. 3. Teil Jonkara: „Jonkara“ ist ein japanisches Volkslied. Am bekanntesten ist das Lied „Tsugaru jonkara bushi“ aus der Region Tsugaru nördlich von Hanamaki, das zur Begleitung von Tsugaru-Shamisen gesungen wird. Die Tsugaru-Shamisen eignet sich nicht nur zur Begleitung, sondern wegen ihrer Dynamik und Rhythmik auch für Improvisationssolos. Der Abschnitt Jonkara in diesem Stück ist keine Nachahmung des Liedes „Jonkara“ aus der Tsugaru Region. Er beginnt mit einem Thema, das an ein japanisches Volkslied erinnert und entwickelt sich weiter zu improvisierten Phrasen wie im Jazz und Rock und endet mit dem „Gong-Geng“-Thema. (Kyoko Yamamoto)

Video: Gong-Geng

Die Komponistein Kyoko Yamamoto:

Nach Abschluss des Instrumentalstudiums Klavier an der Musikabteilung des Kobe College erhielt Kyoko Yamamoto Gelegenheit für ein TV-Drama der Asahi Broadcasting Corporation zu komponieren und die Stücke einzuspielen. Daneben gab sie regemäßig Konzerte und komponierte für Kinder. 2000 veröffentlichte sie ihre Arrangements der Werke von Piazzolla. Aufführungen ihrer Bearbeitungen führten zu verstärktem Austausch mit Musikern im In- und Ausland. Ihre Arbeit wird sowohl von Amateuren als auch international bekannten Musikern hoch geschätzt. Arrangements von Kyoko Yamamoto wurden bereits von Musikern wie dem Klavierduo Kutrowatz, Kathryn Stott, Yo-Yo Ma oder Rintaro Akamatsu gespielt und gelangten im Wiener Musikverein, beim Klangfrühling Burg Schlaining, beim Liszt Festival oder im Rahmen des Martha Argerich Presents Project zur Aufführung. Seit 2011 ist Kyoko Yamamoto offizielle Komponistin des Martha Argerich Presents Projects. 2005 gründete sie das Klavierduo „mumuki“ mit Yuka Takeda, gemeinsam spielen sie klassische Klaviermusik des 22. Jahrhunderts, die sich nicht nur auf Piazzolla beschränkt.

Kyoko Yamamoto

Ryusei
Komponist: Hiromasa Aizawa
Shakuhachi: Hiroshi Yonezawa
Tsugaru-Shamisen: Masahiro Miyama

Die Figur des Drachens wurde aus China übernommen und ist in Japan mit dem Glauben an Schlangengottheiten verbunden. Das Japanische hat viele Worte, die mit dem Drachen zusammen hängen, was wiederum das enge Verhältnis zu diesem Fabelwesen zeigt. Es scheint, als hätten Japaner früher in allem Drachen gesehen. So galten Erdbeben als Werk des Drachens, bzw. erkannte man in der Form der japanischen Inselkette einen Drachen. Ein Berg war ein liegender Drache, ein Wasserfall galt als Drachenbehausung. Ein Regenbogen wurde mit der anmutigen Gestalt eines vom Himmel trinkenden Drachens verglichen. (Hiromasa Aizawa)

Hiroshi Yonezawa und Masahiro Miyama

Kikon
Komponist: Hiromasa Aizawa
Shakuhachi: Hiroshi Yonezawa
Tsugaru-Shamisen: Masahiro Miyama
Koto: Eriko Kumazawa

Von Kindheit an kennen wir verschiedene Dämonen und Geister aus Märchen oder vom Setsubun Fest zu Frühlingsbeginn. Es gibt viele verschiedene Dämonenwesen, z.B. grässliche Teufel, solche die Glück bringen oder solche, die mit den Menschen befreundet sind. Auch mystische Wesen, wie die perchtenähnlichen „Namahage“, die bis heute Teil traditionellen Brauchtums in Japan sind. Das Wort „oni“ (dt. Dämon) hat sich aus dem Wort „onu“ (dt. verbergen) entwickelt und bezeichnet ursprünglich „eine unsichtbare Gestalt“. Der „Oni“ ist ein Wesen, das sich von den Seelen, die aus dem Jenseits zurückkehren, unterscheidet. Er gehört weder in die Welt der Menschen noch ins Totenreich. Menschen, die z.B. frühzeitig oder auf ungewöhnliche Weise verstorben sind, werden zu „Oni“, die an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits umher irren. (Hiromasa Aizawa)

Foto: Markus Leshem und Christian Rohrböck, Video: Günter Elmer

 

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